Beratungsresistent

(Nicht jeder möchte Schläge)

„Das haben wir schon immer so gemacht!“ Ein totschlag-Argument. Doch da steckt viel mehr dahinter, als es den ersten Anschein hat. Die Berater haben es schwer, wenn es um Beratung geht. Sie möchten doch nur Ratschläge geben. Nun ja, Ratschläge sind nun mal auch Schläge. Und das mag an und für sich ja keiner.

Wieso ist es denn so schwer? Ärzte geben doch auch Tipps, wie man sich auskuriert oder fit hält. Die gesamte Branche der Rechtsanwälte sind generelle Ratschlaggeber. Warum glaubt man den einen und den anderen überhaupt nicht?

Titel oder Erfahrungen

Eltern geben den Kindern ständig Ratschläge. „Pass auf, wenn Du über die Straße gehst!“ „Iss langsam!“ „Nicht rennen!“ Es geht dabei nicht um die pure Maßregelung. Die Eltern möchten ihre Kinder beschützen und ihnen gleichzeitig beibringen, was falsch und richtig ist. Oft sprechen sie dabei aus Erfahrungen. „Nicht die heiße Herdplatte anfassen!“

Natürlich glaube die Kinder den Eltern; auch wenn sie nicht immer den Ratschlägen Folge leisten. Sie wissen aber, dass sie geliebt und beschützt werden. Und so nehmen sie es sich dennoch zu Herzen.

Genauso befolgen wir dem Rat der Ärzte. Zumindest im Allgemeinen. Ausruhen, Schonen, das Bett hüten. Das macht auch Sinn, wenn man sich krank fühlt. Genauso hören wir auf den Rat eines Architekten, wenn wir ein Haus planen. Mal ganz davon abgesehen, dass wir es müssen. Denn ein Hausbau ohne Architekt lässt sich gesetzlich nicht vereinbaren.

Obwohl wir doch auch ohne Arzt wisse, das eine Erkältung am schnellsten ausgestanden ist, wenn man sich ausruht. Ein Architekt ist im Prinzip auch nicht nötig, um ein Haus zu bauen. Sofern man sich dies zutraut und am Ende die Wände gerade stehen, ginge es auch ohne Fachmann.

Wieso hören wir dennoch auf die Ratschläge der Eltern oder der Profis im Gesundheits- und Bauwesen? Liegt es an der Erfahrung? Oder ist es der Titel?

Coach, Berater und Du

Im Beraterumfeld gibt es Titel die direkt einen Hinweis auf Erfahrungen geben. Bei einem Senior Consultant weiß man, dass dieser bereits einiges mitgemacht hat und viele Geschichten erzählen könnte.   

Bei den Coaches ist es nicht unmittelbar erkennbar. Sie teilen aber das Leid der Berater. Sie werden ebenfalls oft genug belächelt und abgelehnt als zu Rate gezogen.

Es sind aber nicht nur die beruflichen Ratgeber. Im Privatleben erfahren wir dies ständig. Bist nun ein Besserwisser oder ein Introvertierter. Jeder kennt die Situation, in der man jemanden einen Ratschlag erteilt. Gerade wenn wir uns der Sache sicher sind, ist die Nichtbefolgung des Hinweises eine persönliche Niederlage. Das nagt an uns.

Es liegt an den anderen

Es gibt zwei Arten von Gegenüber, die nicht auf Ratschläge hören.

  1. Der Beratungsresistente
  2. Der Beratungsablehner

Die Beratungsresistenten lehnen neue Ideen grundsätzlich ab. Eine Veränderung ist nicht gewünscht. „Wieso soll ich etwas ändern? Es läuft doch.“ Oder wie oben: „Das haben wir schon immer so gemacht!“ Dies sind typische Sätze der Resistenten. Sie wollen keine Veränderung.
Sie wollen Stabilität. Sie wollen keine Alternativen. Sie wollen Sicherheit. Sie brauchen Bestätigung.
Der einzige Weg einer Beratung ist die Richtung zur Kompromissbereitschaft.

Der Beratungsablehner ist zwar offen für Neues, jedoch muss die Initiative von ihnen aus gehen. Sie müssen die Idee haben. Sie benötigen keine Ratschläge. Oft auch keine Impulse von außen. Sie müssen den Funken selbst entfachen. „Bei uns läuft es sowieso anders. Da kann keiner helfen, der nicht von hier ist.“ So die Meinung und so die Einstellung. Nun ist es aber unmöglich, schnell und spontan einer von denen zu sein. So muss um Mithilfe, um Meinung gebeten werden. Beratung soll keine Niederlage darstellen.

Wie kommt es

Es gibt die unterschiedlichsten Gründe für eine Resistenz und einer Ablehnung. Im ersten Fall stecken oft kulturelle Ursachen dahinter. Gelebt, übertragende, vorgelebte Führungsstile sind häufig Quell der Missachtung. Bei den Beratungsablehner sind es eher persönliche Einstellungen. Schlechte Erfahrungen oder die Einstellung machen es den Beratern schwer.

Was wirklich hilft

 Auch wenn es unmöglich scheint, können beide Gruppen beraten werden. Es geht schließlich nicht darum, Recht zu haben, sondern das Beste zu erreichen. Das macht Beratung (und Coaching) aus.

Um Beständigkeit zu bestätigen, hilft es, alle Fakten aufzuzeigen. Dabei müssen Zusammenhänge verdeutlicht und Abhängigkeiten offenbart werden. Dann können Lösungen aufgezeigt werden.

Neue Impulse geben ohne allzu deutlich zu zeigen, dass diese von außen kommen, gelingt durch Horizonterweiterung. Kein direkter Hinweis, sondern Ausblicke auf Optionen. Ohne konkreten Fingerzeig. Hier hilft es auch oft, die Zeit ihre Wirkung entfalten zu lassen.

Empfehlung

Lasst Euch beraten – es kann gut werden