Bilder im Kopf

[Finden statt Suchen]

Sobald ich eine Wegbeschreibung höre, die „über die Ampel gehen“ enthält, muss ich schmunzeln. Wieso? Stellen sie sich das doch einmal bildlich vor! Macht keinen Sinn, oder.
Besser also, „bei der Ampel über die Straße gehen“. Wir nutzen viel zu oft Sätze ohne Sinn. Wenn ich arbeite, sitze ich meistens im Büro und bin nicht „auf Arbeit“. Als ob die Arbeit ein Trip sei. Das gesamte Ausmaß wurde mir erst bewusst, als ich anfing, meinen Kindern die Welt zu erklären. „Kannst Du mich mal auf dem Rücken jucken?“ fragte mein Sohn und ich überlegt kurz, um festzustellen, dass ich das nicht kann. „Das geht nicht, aber ich kann Dich dort kratzen.“, war meine Antwort.

Das beste Beispiel in dieser Reihe ist aber „Suchen“ und „Finden“. Mir ist unklar, wo dran es liegt, doch, wenn wir etwas vermissen, dann finde ich es am schnellsten. Die anderen suchen nur, ich bin immer dabei, etwas zu finden. Also statt „Lass uns suchen“, lieber „lass uns finden“. Oder nehmen wir das Teilen von Informationen. Ist es danach nur noch eine halbe Information? Wissen kann man nicht teilen. Man kann es verbreiten. Auch das Weitergeben macht wörtlich keinen Sinn. Man kann ein Staffelholz weitergeben. Dann ist der nächste im Besitz des Holzes. Wenn ich also eine Information weitergebe (oder übergebe), bin ich danach dümmer? Beim Absetzen bin ich mir nicht sicher. Ich kann ja eine Tasche auf den Boden absetzen. Doch was geschieht mit einem Notruf, den ich beim Rettungsdienst absetze?

Ein weiteres gutes Beispiel, um einmal genauer hinzuschauen oder hinzuhören ist folgender Satz: „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil“ – was so viel heißen soll wie, „Das steht doch da geschrieben!“ Wieso sagt aber keiner, was er eigentlich meint. Ich kann lesen und ich habe auch gesehen, dass dort etwas steht. Aber gelesen habe ich es nicht. Somit macht der Satz erst Sinn, wenn es heißt: „Wer liest, ist klar im Vorteil“.