Agil und Facebook

(50 Millionen Nutzer in 19 Tagen)

Agilität ist eine innere Haltung. Organisationen und Personen handeln agil, wenn sie in einem weitestgehend unvorhersehbaren Umfeld flexibel agieren. Unvorhersehbares steht stabil in der Planung. Dazu gehört auch, proaktiv auf Veränderungen zuzugehen.

Schnelle Treiber

Interne Anforderungen, Kundenwünschen oder das gesamte Marktumfeld bewegen sich immer schneller. Getrieben durch die immer stärker werdende Vernetzung, wird die Fähigkeit, sich schnell anzupassen zur Kernkomponente. Die analoge Telefonie benötigte mehr als 75 Jahre, um 50 Millionen Nutzer zu vernetzen. Das Fernsehen schaffte es bereits in 13 Jahren. Facebook benötigte nur noch 2 Jahr. Und für Pokemon Go waren lediglich 19 Tage von Nöten.

Agilität für alle

Agile Prinzipien bieten allen Unternehmen, die sich in einem dynamischen oder innovationsorientierten Marktumfeld bewegen viele Vorteile gegenüber klassischen Ansätzen. Mit Hilfe agiler Methoden lassen sich komplexe Vorhaben also besser in den Griff bekommen. Dabei wird das agile Vorgehen mit Hilfe eines großen Methodenkoffers unterstützt. Scrum ist dabei eine der bekanntesten Methoden aus der Softwareentwicklung. Weitere aus dem selben Umfeld sind unter anderem Unified Process, Extreme Programming, FDD oder RAD. Aber auch außerhalb der Softwareschmieden finden die Methoden und Techniken viele neue Anhänger. Task-Boards hängen bereits in vielen Projektbüros. Es wird in Daily-Standup-Meeting über Use Cases gesprochen. Burn-Down-Charts visualisieren vielerorts den aktuellen Arbeitsstand. Und mit Planning Poker werden unterschiedlichste Aufwände abgeschätzt.

Kollaboration für alle

Agil bedeutet, große Aufgaben im Team kooperativ zu bearbeiten. Die Teams agieren dabei autark, zwar gern mit einer Teamleitung, doch eher eigenverantwortlich.

Aber es geht nicht nur um das eigenverantwortliche Handeln, sondern um die Bewältigung komplizierter und komplexer Vorhaben. Diese Aufgabe sind so herausfordernd, dass sie im Alleingang nicht lösbar sind.

Kooperation für alle

Wie Reinhard K. Sprenger in dem ersten Kapitel seines Buches “Radikal führen” (2012) plausibel darstellt, sind Unternehmen aus der Notwendigkeit entstanden, Aufgaben zu verteilen. Wo zuvor noch Ein-Mann-Betriebe den Anforderungen genügten, stieg die Anzahl der Aufgaben derart an, dass eine Person zur Bewältigung nicht mehr ausreichte. Unternehmen erwuchsen aus der Not heraus, dass die Aufgaben geteilt werden mussten, um sie abzuarbeiten.

Frederick W. Taylor schuf dann mit seinem Prinzip der Prozesssteuerung durch Einteilung der Arbeitsabläufen grandiose Effizienzsteigerung bei einfachen Aufgaben. Der Taylorismus hingegen stößt bei komplizierteren und komplexen Aufgaben an seine Grenzen.

Agilität bedeutet die Abkehr von Ein-Personen-Abarbeiten hin zu Gruppenarbeit. Eine Aufgabenteilung ist weiterhin möglich und in vielen Fällen sinnvoll. Die Aufgabenstellungen und Lösungswege ergeben sich hingegen erst in der gemeinsamen Diskussion. Sie lassen sich im Vorfeld nicht planen und takten.

Nicht alles wird besser

Bedauerlicherweise reduziert sich durch das agile Mindset nicht der Gesamtaufwand. Hingegen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Abschlusses der Aufgaben immens.

Hinzu kommt, dass agil auch heißt, gelernt wird beim Arbeiten. Zwischenergebnisse werden unter die Lupe genommen und wenn nötig, komplett auseinander genommen. Dabei lernt die Gruppe aus eigenen Fehlern, aber auch aus den Erfolgen. Selbstverständlich sollte am Ende eines jeden Projektes ein typisch-klassisches Element nie fehlen. Die Retrospektive gehört immer dazu. So schließt sich der Kreis zwischen agil und klassisch. Beide Ansätze lassen sich prima kombinieren und nennen sich dann hybrid.

Im Grunde bedeutet agil nicht “machen”, sondern “zusammen machen”. Fügen wir ein weiteres Adjektiv hinzu, dann kann nichts mehr schief gehen: “Zusammen richtig machen!”.

Anhang

Anbei eine Ergänzung zu den oben bereits genannten agilen / hybriden Techniken, Methoden und Prinzipien:

Agile Techniken

  • Task Board
  • Backlog
  • Retrospektiven
  • Daily-Standup-Meeting
  • Timeboxing
  • Planning Poker
  • Burn-Down-Charts
  • Story Points
  • Epic
  • Use Cases
  • Persona

Agile Methoden

  • Scrum
  • FDD
  • RAD
  • DSDM
  • Agile Enterprise
  • Extreme Programming
  • AMDD
  • EVO

Und noch eine direkte Gegenüberstellung der beiden konträren und dennoch zusammengehörigen Ansätze:

Agil Klassisch
Schnelle Release-Zyklen Große Versions-Zyklen
Unvollständige Software-Inkremente Garantierte Qualität
Kaum Planung möglich Klassisches Planungsmodell
Paralleles Arbeiten Sequenzielles und iteratives Arbeiten
Flexible und dynamische  Prozesse Starre, eindeutige Prozesse
Wenig Dokumentation Vollständige Dokumentation
Anforderungen zu Beginn unscharf Anforderungen zu Beginn bekannt
Genauer Lösungsweg noch unbekannt Lösungsweg bekannt und zum Teil vorgeschrieben
Change-Request fest mit eingeplant Change-Request unerwünscht
Mäßige Kosten bei Anforderungsänderung Höher Aufwand bei Anforderungsänderung
Bewertete Zwischenergebnisse Ein fertiges Lieferobjekt
Größte Risiken: Kosten und Qualität Größte Risiken: Zeit und Kosten
Überwiegend informelle Kommunikation Hauptsächlich formelle Kommunikation
Aufwandsschätzung gemeinsam im Team Aufwandsschätzung durch Projektleiter
Verantwortung für Arbeitspakete im Team Verantwortung für Arbeitspakete beim Projektleiter
Selbstorganisiertes Team Hierarchische Strukturen
Anforderungsbeschreibung aus Kundensicht
(Anwendungsfälle)
Anforderungsbeschreibung aus technischer Sicht
(Funktionsfälle)