Die Quadratur der Beratung

(Beratung – aber welche?)

Dass der Titel Berater keine Ausbildung benötigt, ist allgemein bekannt. Somit ergeben sich zwangsläufig Unklarheiten im Bezug auf dessen Inhalt. In welche Richtung wird beraten und was steckt wirklich dahinter? Nur wenige Beratungshäuser sind sich bewusst, in welchem Bereich sie beraten und welcher Bereich von ihnen unberührt bleibt.

Ein Blick auf mögliche Beratungsgebiete zeigt schnell die Vielfältigkeit. Allen voran gibt es die Unternehmensberatung. Hinzu kommen Versicherungsberatungen oder Rechtsberatungen. Dies sind zwar typische Zweige von Beratung, jedoch trifft dies noch keine Aussage über die eigentlichen Tätigkeiten. Doch welche Aufgaben stecken dahinter?

4-Felder-Beratung

Betrachten wir die Unternehmensberatung. Die Unternehmen fragen bei Beratern und Beratungshäuser an, ob ihnen bei Unterstützungsfragen geholfen werden kann. Hier treffen wir im Grunde auf vier Beratungsfelder. Diese unterscheiden sich grundlegend in der Fragestellung und dem inhaltlichen Thema.

Beginnen wir mit der sogenannten „Königsdisziplin“ – der Strategieberatung. Anders als die Beschreibung vermuten lässt, gibt es in dieser Disziplin leider keinen Königsweg. Situationsbedingte Aktionen und Reaktion bestimmen den Ablauf. Eng verbunden folgt die Beratung der Fachabteilungen. Die operative Einheit umfasst die meisten Kernabläufe einer Organisation.
Entsprechende Methoden finden Anwendung. Diese lassen sich ebenfalls beraten und auch schulen. Unterstützt wird alles durch Werkzeuge. Ein weiteres, eigenständiges Gebiet der Unternehmensberatung.

In allen Themengebieten sind Experten gefragt. Somit lässt sich kein Thema den anderen gegenüber hochstufen.

1. Strategie-Beratung

Die Strategieberatung beschäftigt sich mit den theoretischen Ansätzen der Unternehmen. Welchen Zweck hat der Betrieb? Welche Ziele und Werte werden angestrebt? Passt die Soll-Kultur zum Gelebten? Die Strategie-Beratung entwickelt typischerweise Top-Down-Konzepte. Alles hat direkten Einfluss auf jeden Bereich im Unternehmen.

Alternative Ausdrucke sind: Strategy Consulting oder allgemeine Unternehmensberatung

2. Fachberatung

Knifflig wird es ebenso bei fachlichen Fragen. Die Probleme treten entweder offensichtlich auf oder schlummern impliziert in den Abläufen. Prozesse können fehlerbehaftet oder unvollständig sein. Hier sind es Fragen, die die Effizienz und die Effektivität betreffen. Oft kommen die Fragestellungen erst bei Prozessanalysen zu Tage. Oder Dialoge in den Fachabteilungen bringen sie ans Licht. Die fachlichen Fragen haben entgegen Technik- und Funktionsfragen eher einen Abteilungs- oder Prozessbezug. Als Kompensation sollte eine hinreichende Prozessanalyse und Prozesskorrektur gewählt werden.

Aber auch organisatorische Strukturen können in diesem Bereich hinterfragt werden. Stimmen die Strukturen innerhalb der Abteilungen? Sofern man sich jedoch mit der Gesamtstruktur der Organisation befasst, handelt es sich wieder um eine strategische Frage. Es ist also niemals trennscharf zwischen einem Beratungsbereich zu unterscheiden.

Alternative Ausdrucke sind: Prozessberatung oder Organisationsberatung

3. Methodenberatung

Ein weiteres Gebiet betrifft die angewandten Methoden. Es handelt sich dabei nicht um gestörte oder ineffiziente Prozesse, sondern um unbekannte Methoden außerhalb der Technik. Zu jedem Ablauf gibt es oft mehrere Methoden der Umsetzung. Diese sollten nicht nur bekannt sein, sondern natürlich auch fachgerechte Anwendung finden. Ein Coach oder Trainer hilft dem Anwender.

Bei unklarem Ablauf bestehen Funktionsfragen. Die Technik läuft fehlerfrei, jedoch sind dem Benutzer die Funktionen unbekannt. In diesem Fall wird nicht gleich ein Ticket geöffnet. Eher werden direkte Kollegen um Rat und Hilfe gebeten. “Wie geht das noch einmal?” Ein Blick in die Anleitung oder einem FAQ bringen oft die schnelle Lösung. Ein Key-User kann auch extra für solche Anfragen bereitgestellt werden.

Alternative Ausdrucke sind: Functional Consulting oder Coaching bzw. Training

4. Werkzeug-Beratung

Schließlich gibt es den Bereich der Werkzeuge. Hier geht es im Wesentlichen um die Bereitstellung einer Technologie. Dies steht oft in digitaler Verbindung – also mit der IT. Obwohl es in einem Unternehmen weitaus mehr analoge Werkzeuge gibt. Man denke beispielsweise an ein Whiteboard oder Flipchart.

Im Grunde ist jedoch sehr häufig ein IT-Gegenstand eingebunden. Das kann bedeuten, dass Unterstützungsleistungen im Rahmen des Proof of Technologie stattfinden. Sehr häufig sind es jedoch typische IT-Support-Anfragen, die in einem Ticketsystem auflaufen. “Meine Anmeldung klappt nicht.” “Der Rechner fährt nicht hoch.” “Der Druckauftrag kommt beim Drucker nicht an.” “Mir fehlt der Drucker in der Auswahlliste.” Das sind typische Anforderungen der Werkzeug-Beratung.

Alternative Ausdrucke sind: Technical & IT-Consulting oder Training

Das Beratungsquadrat

Setzt man die oben beschriebenen Bereiche zusammen, ergibt sich ein Quadrat.

Die Felder hängen jeweils miteinander zusammen. Und so kommt es, dass Berater und Unternehmensberatungen oft mehrere Felder gleichzeitig beraten. Je nach Bereich und Branche sind die Felder jedoch so groß, dass eine Person lediglich auf einem Feld Experte sein kann. Gute Berater und Beratungshäuser weisen darauf hin oder bringen entsprechende Kollegen mit.

Wird in einem Feld mit der Beratung begonnen, ist es selten möglich, sich entgegen der Flussrichtung zu bewegen. Wird ein neues Tool eingeführt, wird nicht erst anschließend über die Strategie diskutiert.

Der Support und das Operative

Schließlich lassen sich die vier Felder noch mir den Bereichen Support und Operativ erweitern. Wobei Support als Dienstleistungen rund um eingehende Unterstützungsfragen gesehen werden kann. Der operative Bereich deckt die Hands-on-Aktivitäten ab.

Beispiele sind Methoden-Beratungsleistungen, die Schulung neuster Methoden. Der Support bedeutet, den Methodenanwender direkt zu unterstützen und ihm zum Beispiel Vorlagen zur Verfügung stellt. Der operative Bereich gibt Raum für die Anwendung der Methode. Somit ergibt sich ein erweitertes Quadrat:

Fazit

Zusammengefasst lassen sie vier unterschiedliche Beratungsfelder identifizieren und mit dem Support- sowie dem operativen Bereich ergänzen. Die Grenzen der Felder sind fließend und bedingen sich gegenseitig, haben jedoch ihre Berechtigungen. Entsprechend dem Schaubild lässt sich eine ideale Flussrichtung an Beratungsfeldern darstellen.